Hans Thill,
(Allemagne, 1954)





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Biographie


Hans Thill, geboren 1954 in Baden-Baden, lebt seit 1974 in Heidelberg. Lyriker und Übersetzer. Mitbegründer des Verlags »Das Wunderhorn«. Zahlreiche Übersetzungen vor allem aus dem Französischen. Herausgeber der Reihe »Deutsche Reis nach Plovdiv«, darin der Band »Kopfsteinperspektive. Post aus Plovdiv und Sofia« (2000). Herausgeber zusammen mit Michael Braun der Anthologien »Punktzeit. Deutschsprachige Lyrik der 80er Jahre«; »Das verlorene Alphabet. Deutschsprachige Lyrik der 90er Jahre«; »Lied aus reinem Nichts. Deutschsprachige Lyrik des neuen Jahrtausends«. Für »Kühle Religionen« erhielt er den Peter-Huchel-Preis 2004. Zuletzt erschien der Gedichtband »Museum der Ungeduld« (2010). Beteiligt sich an dem Internetforum www.der-goldene-fisch.de. »Writers-for-Peace«-Beauftragter im Präsidium des deutschen PEN. Seit 2010 Leiter des Künstlerhauses Edenkoben.

Hans Thill, né en 1954 à Baden-Baden, vit depuis 1974 à Heidelberg. Il est poète et traducteur (essentiellement des auteurs de langue française)et co-fondateur de la maison d'édition «Das Wunderhorn». Il a obtenu le prix Peter-Huchel en 2004 pour son livre Kühle Religionen (Religions fraîches). Dernier recueil publié: Museum der Ungeduld (Musée de l'impatience) (2010). Depuis 2010 Hans Thill dirige la maison des artistes «Künstlerhauses Edenkoben».


Poème



Das heiße Fleisch der Wörter (Köno)

und das kalte der Schrift. Greife die Stimme an
ihren Beinchen zwing sie in die Zeilen. Faß
in ihr Hundemaul und höre das Herz
unter einer Haut pochen.

Sieh das Auge der Schrift. Lies die Buchstaben
auf dem Rücken der Milben die nachts die
Tastatur verlassen. Taste nach den Wörtern
in der Stimme. Zwing die Wörter

in die Stimme. Atme. Iß das Korn der Stimme. Atme.
Wirf aus die Saat der Beinchen der Wörter.
Fühl das kalte Metall ihrer Haut. Trinke
die verflossene Schrift usw.

Wirf aus das Bein der Schrift der Hund soll danach
schwimmen. Laß auch die Stimme schwimmen.
Berühre ihr Fell wenn sie sich am Ufer schüttelt. Sieh
die Wörter im Boot winken

schwitzend in ihren bunten T-Shirts. Höre die Stimme
ein Hupen im Nebel. Lies die heißen Buchstaben
auf den T-Shirts der Japanerinnen. Das kalte
Fleisch der Wörter. Greife

die Beine des Wassers im Fluß. Hilf den Selbstmördern
in den Strom. Höre die Stimme des März die wie ein
Wind den Fluß begleitet. Höre den Wind der
wie ein Hund den Fluß begleitet usw.


Pack den März an seinen Pfoten. Fühl das Auge des
Flusses als Gefangenen der Wassertropfen.
Zwing die Schrift ins Auge den Griffel
in die Pfote. Lauf über den Fluß

wie das Auge über die Schrift. Höre die heisere Stimme
des Nebels. Nimm die Flasche in der das Auge des
Wassers ruht. Trink den Nebel als Stimme
des Flusses. Höre das Kläffen des
Nebels usw.

Drück den Nebel aus dem Hund. Nenne den Hund
einen trockenen November. Taste nach der Neun
im Rucksack des Monats November. Zähle
die Beinchen des Nebels.

Wirf aus die Saat der Schattenbeine. Höre die hinkende
Stimme der kriegsversehrten Monate. Spüre das
heiße Fleisch der Revolutionsnovember das
kalte Metall der Rübenwinter usw.


Reiß aus die Wurzeln der Bäume am Fluß. Faß die Rinde
der Barrikaden. Rieche den Fetzen lies die Stimme
des Benzins. Trenne die Rübe vom heißen
Fleisch. Schmier die Guillotine.

Lies die Stimmen der Hemdlosen. Greife das Bein der
Fahne. Höre den Wind in dem sie flattert unter
einer Haut pochen. Zwing deine Wörter
in den Wind. Drück den Wind

in dein Akkordeon. Setze das Klappern auf die Tastatur.
Steck deinen Zeigefinger in die Sonne der
Revolution. Greife ihren Rock aus
Fanfarentuch. Nimm das Blech

als heißes Fleisch der Wörter. Laß es unter deiner Zunge
zergehen wie eine Münze. Nimm das Blech als
Stimme des Metalls. Zwing das Metall
ins heiße Fleisch der Wörter usw.


Der kalte Schlamm des Februar. Zwing den Schnee in
die Rübenzeilen. Fühle den Feber aufsteigen aus
dem Novemberfluß. Nenne den Schlamm
ein Wort und bau dir einen

Hund daraus. Greif ein Bein des doppelköpfigen Januar.
Wasche den Schnee im Schlamm des Anfangs.
Fühl den Rost der Stimme am Morgen.
Fühle den Puls des

Schnees wenn er verholzt. Pflanze die Birke in den Mai.
Nenn sie Eiche. Hör das Stottern des Windes.
Pflanze den Hund unter die Eiche usw.


Setze den Montagswald in den Schlamm. Zwing die
Maschinen durch den Wald. Höre die Stimme
des Waldes und die Stimme der
Maschinen. Fühle das Metall

der Klinge die den Juli in die Rinde schrieb. Zimmere
eine Wohnung im Schafott. Sieh die Flecken
der Schrift die Birke aufwärts rennen. Greife
die Flechten auf ihrer Flucht nach unten.

Zwing den kalten Zahn des Hundes ins Julifleisch. Reiche
deine Hand den Sonnefingern. Nenne sie Johannes
wenn der Fluß die Richtung ändert. Nenne
die Boote Marina Julifieber usw.


Greif die sieben Beinchen der Stämme die nach Holland
treiben. Zähle den Juli als September. Drück den Septakkord
aus den Saiten des Akkordeons.
Lerne schunkeln wie die Sieben

im Mai. Zwing die Stimme des Hundes in den September.
Rufe die Schwaben aus den Häusern. Nenne die
Birke Griffel in der Hand der Schwaben.
Spüre das kalte Bein des Schattens

der mit dem Dezember kommt. Hör das Stottern
des Windes wie er durch die Lücken
pfeift. Nimm die Null aus dem
Dezimalsystem usw.


Kleb die Fliegen auf das heiße Fleisch der Seite. Fühl
die Beinchen des Windes. Zwing den Lothar
durch den Wald wie einen Schwaben.
Höre das heisere Herz des Windes.

Hol die kalte Zehn und ihre Null in dein Haus aus Stein.
Spüre die zwölf Zähne der Stadt. Verfolge sie mit
den Fingern deiner Tastatur. Zwing den
Gestank der Stadt in deine Stimme

die ein Fluß ist. Sieh das Fell der Stadt ein buntes T-Shirt.
Laß den Hund auf der Wiese hungern. Lies den
Rost vom Fell des Fuchses. Lies den Müll
der Schrift da sie verfällt.

Hör den Atem der Wege. Pack ihn wie einen Sack auf
deinen Rücken. Fühl den Rock der
Revolution usw.


Drück das Wort aus dem Hundemaul. Steige auf die
Schultern der Schrift die ein Riese ist. Steige
auf den Stein der Schrift. Fühle unter
deinen Füßen die Nacken

der Selbstmörder die im Mars am Flußgrund marschieren.
Trink das Auge der Stimme. Trink das Dreieck
und die Wasserwaage. Sing die Maurerische
Musik einer halben Stimme. Sing
Egalität usw.


Das heiße Fleisch der Kanten und Flechten die vor deinen
Augen fließen. Reiß aus die Flügel der Schrift.
Lege dein Hundeohr neben ihre Luft neben
den Schmerz der in der Luft ist. Hilf den Fischen


in den Fluß der Schrift. Singe die Brücke über ihre Rücken.
Faß die Beinchen der Brücke über den Zähnen
der Schrift. Wische die Amöben der Schrift
von der weißen Fläche usw.


Trenne die flachen Wörter auf mit einem Stichel. Sieh
die Flügel ihrer inneren Organe. Laß die
Wörter laufen sich verpuppen wie
Amöben. Setze den Hund


auf ihre Spur. Reiße die Spur vom Schnee des Papiers
im Monat Zehn. Spüre die zehn Zähne des
Alfabets und ihre Spitzen. Zwing die
eine Rippe der Buchstaben


in den Schnee. Verfolge die gestiefelte Stimme im Schnee.
Trinke den Fluß bis die Fische um Hilfe bellen. Lies
die Wörter von den Mäulern der Hunde.
Pflanze einen geflügelten Wald usw.